Die jüngst geplanten Sparmassnahmen des Bundes im Bereich Bildung, Forschung und Innovation stellen einen massiven Einschnitt für das Schweizer Hochschulsystem dar. Die Konsequenzen werden nicht allein in fehlenden Projekten oder gestrichenen Programmen sichtbar, sondern schlagen unmittelbar auf die tägliche Arbeit von Forschenden, Lehrenden und besonders von Doktorierenden durch.
Das gemeinsame Communiqué der Hochschulleitungen der Universität Luzern, der Hochschule Luzern und der PH Luzern betont zu Recht, dass Bildung, Forschung und Innovation das Rückgrat von Wohlstand, kultureller Stabilität und sozialem Zusammenhalt sind. Wir begrüssen diese Haltung und erachten die Position von swissuniversities ebenfalls als unterstützenswert. Bildung darf nicht als reine Ausgabe betrachtet werden, sondern als zukunftsgerichtete Investition in Gesellschaft und Wirtschaft.
Arbeitsbedingungen an den Luzerner Hochschulen
Über die finanzielle Grundausstattung hinaus müssen die Hochschulleitungen auch die Arbeitsrealität ihrer Mitarbeitenden in den Blick nehmen, die durch die geplanten Massnahmen zusätzlich unter Druck geraten:
- Befristete Verträge und Unterdotierung: Viele Forschungspersonen und Lehrende arbeiten bereits jetzt über Jahre mit befristeten Verträgen und ohne Aussicht auf unbefristete Anstellung. Die Projektmittel fliessen oft nur für wenige Jahre, sodass Kontinuität in Lehre und Forschung kaum möglich ist.
- Doktorierende unter Druck: Doktorierende tragen entscheidend zur Forschungsleistung bei, sind aber meist nur knapp mit Stipendien oder befristeten Anstellungen ausgestattet. Prekäre Arbeitsbedingungen gefährden nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch ihre Abschlusschancen.
- Fehlende und unsichere Ressourcen für Lehre und Betreuung: Bereits heute sind Lehrveranstaltungen einerseits oft überbelegt und Betreuungsverhältnisse angespannt. Kommt es vor, dass aufwändig vorbereitete Lehrveranstaltungen kurzfristig abgesagt werden müssen, führt das zur Reduktion des Pensums zu Lasten der Mitarbeitenden. Bei weiteren Einschnitten droht eine Absenkung der Qualität in der Ausbildung und eine Mehrbelastung der verbleibenden Mitarbeitenden.
- Fehlende und unsichere Ressourcen für Forschung: Schon heute führen fehlende und unsichere Mittel im Forschungsbereich dazu, dass sich Forschende auf verschiedenen Ebenen selbst ausbeuten – insbesondere im aufwändigen Prozess der Antragstellung. Um im Wettbewerb um begrenzte Forschungsgelder bestehen zu können, müssen Anträge immer aufwendiger und besser ausgearbeitet werden. Wird ein Antrag abgelehnt, bleibt die investierte Arbeitszeit oft unbezahlt. Aus Angst vor einer Ablehnung wird zudem häufig das Budget des Forschungsprojekts bereits bei der Antragstellung zu niedrig angesetzt. Wird dieser Antrag bewilligt, reicht das Geld meist nicht aus, um die tatsächliche Arbeit angemessen zu bezahlen. Verschärft wird die Situation, wenn das ohnehin schon knappe Budget zusätzlich gekürzt bewilligt wird. Die geplanten Sparmassnahmen drohen diese Problematik weiter zu verschärfen.
Risiken ohne Nachwuchsförderung
Wird die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses weiter zurückgefahren, ergeben sich langfristige Schäden:
- Fachkräftemangel: Weniger Nachwuchsforschende bedeutet, dass weniger Projekte initiiert, weniger Publikationen verfasst und weniger Drittmittel eingeworben werden können, was langfristig zu einer Abnahme wissenschaftlicher Erkenntnisse führt.
- Wissenslücken: Langfristige Forschungsprojekte können nicht mehr geplant oder abgeschlossen werden.
- Gefährdung der Mitarbeitendenbindung: Unsicherheit und Perspektivlosigkeit führen zu Fluktuation – Talente suchen sich Arbeitsplätze mit stabileren Bedingungen.
Verlässliche Finanzierung sichern: Faire Arbeitsbedingungen garantieren
Die Sparmassnahmen treffen die Luzerner Hochschulen genau dort, wo sie am verletzlichsten sind: bei den Menschen, die Tag für Tag Lehre und Forschung tragen. Ein gemeinsames Signal der Hochschulleitungen darf daher nicht nur die ökonomische Bedeutung von Bildung und Forschung betonen, sondern muss gesamtinstitutionell soziale Verantwortung übernehmen.
Wir appellieren daher an die Hochschulleitungen, angesichts der Sparmassnahmen klar für ihre Mitarbeitenden einzustehen. Angesichts der Sparmassnahmen müssen die Hochschulleitungen nicht nur gegenüber dem Bund für eine sozial ausgewogene und zukunftssichere Finanzierung eintreten, sondern auch den Kanton Luzern in die Pflicht nehmen. Nach dem dreistelligen Millionenüberschuss 2024 verfügt der Kanton über den nötigen finanziellen Spielraum, um gezielt in Bildung, Forschung und Lehre zu investieren. Zusätzliche kantonale Mittel würden helfen, Lücken in der Grundfinanzierung zu schliessen, faire und langfristige Arbeitsverträge zu ermöglichen und damit die Beschäftigungssicherheit von Lehrenden und Forschenden nachhaltig zu stärken. Nur so können verlässliche Arbeitsbedingungen geschaffen werden, die befristete Stellen abbauen, Planungssicherheit bieten und qualifizierte Fachkräfte langfristig an den Hochschulen binden.