Viele von uns haben schon einmal eine vergünstigte Tageskarte bei der Wohngemeinde bezogen. Ich erinnere mich, dass wir als Familie von diesem Angebot profitieren konnten – für die Kinder hatten meine Eltern eine Junior-Karte und für sich selbst eine Gemeindetageskarte. Die Ausflüge mussten lange im Voraus geplant werden, weil die Gemeindetageskarten so beliebt waren. Ich liebte es, mit meinen Eltern Zug zu fahren, meistens verbunden mit einer Wanderung in den Schweizer Bergen. Ohne das Angebot der Tageskarten hätte unser Budget solche Ausflüge weitaus weniger oft zugelassen.
Der Entscheid der Zuger Gemeindepräsidenten-Konferenz (GPK), die Gemeindetageskarte abzuschaffen, ist befremdlich. Ein beliebtes Angebot, ein Service public, eine umweltfreundliche Alternative wird einfach so gestrichen. Ja, einfach so. Die Begründung nämlich, dass der Aufwand zu gross sei, erscheint lächerlich. Wie auf Anfrage von «Zentralplus» bekannt wurde, kann auch «Alliance Swiss Pass» die Reaktion gewisser Gemeinden nicht nachvollziehen.
Mit dem neuen System sei es gemäss «Alliance Swiss Pass» künftig möglich, E-Tickets zu vergeben. Zudem müssten die Gemeinden nicht mehr im Vorfeld Karten kaufen, die vielleicht übrig bleiben, sondern es würden nur jene abgerechnet, die tatsächlich verkauft werden.
Bevor man sich auf das neue System einlässt, haben die Zuger Gemeinden die Tageskarten einfach abgeschafft. Angeblich, weil es zu kompliziert und zu teuer sei – bevor man überhaupt die angeblich steigenden Kosten kennt. Es zeigt sich, dass wohl die entscheidungstragenden Personen kaum jemals in der Situation gewesen sind, oder jemanden kennen, der von diesem Angebot schon Gebrauch machen konnte; oder selbst die Kosten einer Reise mit dem ÖV ohne Vergünstigung kennt.
Besonders ältere Menschen und Menschen mit tieferen Einkommen werden einmal mehr in die Ecke gedrängt. Die Abschaffung der Gemeindetageskarte nimmt diesen Menschen eine weitere Möglichkeit, ihre Freizeit zu gestalten, am kulturellen Leben teilzunehmen und das eigene Land kennen zu lernen. Ausserdem: Sollte die neuen Gemeindetageskarte tatsächlich zu einem Mehraufwand beim Personal führen – was es herauszufinden gilt –, sind der Kanton und die Zuger Gemeinden finanziell durchaus in der Lage, diesen kleinen Posten im Budget zu verkraften.
Jetzt können wir nur hoffen, dass die GPK ihren Entscheid überdenkt und der Gemeindetageskarte eine Chance gibt. Für einen Service public, der allen Zugerinnen und Zugern zugutekommt. Es ist entscheidend, dass die Bedürfnisse der ganzen Bevölkerung berücksichtigt werden, für eine gerechte und inklusive Gesellschaft. In dem Sinne wünsche ich Ihnen allen weiterhin eine gute Reise.