Die Primarschule startet dieses Jahr am 21.August. Ab dann beginnt wieder der Alltag für Lehrerinnen und Lehrer. Nicht dass vorher sechs Wochen nichts gelaufen wäre, jede Lehrperson weiss, dass dem nicht so ist. Aber in den sechs Wochen unterrichtsfreier Zeit, kann man abgesehen von den obligatorischen Vorbereitungstagen des Schulhaus-Teams die Zeit mehr nach seinem eigenen Rhythmus gestalten. Die Absprachen in meinem U-Team finden erst um 9 Uhr statt, ich mache Mittag, wann ich gerade Hunger habe und ich habe endlich Zeit, Aufgeschobenes abzuarbeiten und aufzuräumen. Und selbstverständlich macht man richtig Ferien, in meinem Fall zwei Wochen. Zeit, endlich komplett abzuschalten und danach hoffentlich festzustellen, dass man den Kopiercode für den Drucker oder das Login-Passwort für das Lehreroffice vor lauter Entspannung vergessen hat.
In dieser etwas ruhigeren Sommerphase gibt es aber auch Zeit, über das vergangene Schuljahr 22/23 nachzudenken. Wie sich der Lehrerinnenmangel von Jahr zu Jahr zuspitzt. Wie Lehrerkolleginnen mich anfragen, weil gewisse Lektionen bei ihnen im Schulhaus noch nicht abgedeckt sind. Schulleitungen mit verzweifelten Aufrufen, ob nicht doch noch ein paar Lektionen mehr gearbeitet werden könnte.
Gleichzeitig sehe ich keinerlei Fortschritte bei unseren Arbeitsbedingungen und eine geringe Entwicklung beim Lohn. Auf Anfrage bei der zuständigen Person auf dem Lohnbüro, wie sich mein Lohn verbessern lässt, erhalte ich die Antwort, dass es sich in meinem Fall lohnen würde, in einem anderen Kanton zwei Jahre zu arbeiten und sich dann später bei einer Wiedereinstellung im Kanton Luzern bei der Einreihung höher einstufen zu lassen. Bei mir ist lohnmässig also nichts zu machen, obwohl meine Schulleitung eine Lohnerhöhung befürworten würde. Auch eine Anhebung auf dem Lohnband sei für Lehrpersonen nicht vorgesehen, sondern es gibt einfach eine fix gesetzte Zahl auf dem Band. Lehrpersonen im Kanton Luzern können somit ihren Lohn für das neue Schuljahr nicht im Voraus selbst berechnen, sondern erfahren ihn erst bei der ersten Lohnabrechnung im August!
Und da fragt man sich noch, wieso Lehrpersonen des Kanton Luzerns ihre Lohnentwicklung kritisch sehen (Befragung zum Lehrpersonen-Mangel im Kanton Luzern des DVS, Schlussbericht 3.Februar 2023). Ich höre von Kolleginnen schon von Entwicklungen, dass bei einer Neueinstellung der Lohn höher verhandelt wird, als eigentlich die Einreihung hergeben würde. Das ist in meinen Augen eine natürliche Entwicklung, so würde ich das auch machen, wenn ich meinen Job wechseln möchte. Nachfrage und Angebot! Nur sind dadurch die Lehrpersonen bestraft, welche konstant in einem Schulhaus bleiben und dort wertvolle Arbeit leisten. Es sind genau diese Lehrpersonen, welche die Aufgaben in einer Schule tragen, Konzepte von Anfang an kennen sowie umsetzen und neues, zum Teil schlecht ausgebildetes Personal stützen und tragen.
Die Lohnentwicklung wird nicht nur mit jedem Jahr völlig willkürlicher und undurchsichtiger, in diesem Schuljahr bekamen wir Lehrpersonen sogar das Gefühl, dass auf unserem Buckel aktiv gespart wird. Während das Verwaltungspersonal ab 1.März eine generelle Lohnerhöhung von 1.5% erhielt (auch nicht sehr grosszügig und keinesfalls das, was die Teuerung wirklich ausmachte), bekam das Lehrpersonal nur 0.5% Lohnerhöhung. Erst ab August 23 wird jetzt der zweite Teil, ein Stufenanstieg mit einer Lohnerhöhung von 1.5 %, ausbezahlt. Fünf Monate wurde bei den Lehrpersonen beim Lohn für einen halbherzigen Teuerungsausgleich eingespart und eine Verwirrung mit Stufenanstieg und Teuerungsausgleich veranstaltet! Und dies bei einem Kanton mit einem Finanzhaushaltsgewinn von voraussichtlich 200 Millionen für dieses Jahr (L. Nussbaumer, Luzerner Zeitung, 3.07.2023).
Für das Schuljahr 23/24 kann die Regierung also einiges besser machen, um zumindest den Lehrermangel nicht noch zusätzlich massiv zu verschärfen. Das Nachholen des Teuerungsausgleichs von 2023, einen korrekten Teuerungsausgleich für 2024 sowie einen vollen Stufenanstieg für 2024 stehen zuoberst auf der Liste. Eine transparente und konkurrenzfähige Lohnentwicklung muss schleunigst in Angriff genommen werden. Ich möchte nächsten Sommer gerne zurückblicken können und sagen, dass sich die Lohnsituation für Lehrpersonen im Kanton Luzern bedeutend verbessert hat.