(Goldau, GB-SZ/SP-SZ/ok) Moretti nahm seine ZuhörerInnen mit auf einen über einstündigen(!) furiosen, illustrativen Galopp durch seine zwei Wahlkämpfe vom letzten Jahr. Dabei spürte man deutlich, dass wohl der wichtigste Grundstein zu seinem Wahlerfolg in seinem persönlichen, unbedingten Glauben an die Notwendigkeit und den Sinn einer Vertretung aller Parteien, also auch der Linken, in der Urner Exekutive liegt.
Erster Urner Regierungsrat mit Migrations-Hintergrund
Für den mehrsprachigen Sohn eines italienischen Migranten zeigen die eigene Familienerfahrung, aber auch die schwierige geografische und wirtschaftliche Situation von Uri, dass nur ein kluges "Miteinander" über Parteigrenzen hinaus nachhaltige Gesamt-Lösungen erbringt. Eine gewisse Wehmut kam da bei den Anwesenden auf; sie erinnerten sich wohl an jene Zeiten, als ein ähnlicher politischer Grund-Konsens auch im Kanton Schwyz noch Fortschritte und zukunftsträchtige Ansätze ermöglichte. Und der zurzeit angesichts des ideologisch total verengten Spar- und Niedrigsteuer-Röhrenblicks der FDP-SVP-Mehrheit leider als unmöglich erscheint.
Persönlichkeit und konsequente Inhalte
Allerdings: Ein parteiübergreifendes Sich-Mögen -verkörpert im Slogan "Es braucht auch Linke, damit es geradeaus geht."- und ein eloquenter, auch auf allen Fotos äusserst sympathisch wirkender Kandidat reichen auch in Uri für einen Linken nicht zum Wahlsieg. Es hat einen nahezu perfekten, umfassenden Wahlkampf von SP- und Gewerkschaftsseite gebraucht. Obwohl auch die Schwyzer Sozialdemokraten in den letzten Wahlgängen mit professionell gestalteten Mitteln überzeugte, staunten am Montagabend die Schwyzer GenossInnen über die Kreativität des Urner Wahlkampfteams. Konsequente Inhalte, ein rundum überzeugender Kandidat, Netzwerkarbeit, das gekonnte Spiel auf allen Medienkanälen und betont auch humorvolle Strassen-Aktionen ("Birra Moretti - Una Storia Urana" oder "Amoretti" als süsse Give-aways am Bahnhof): Die Feiernden applaudierten der reifen Urner Leistung. Das Schwyzer 1. Mai-Fest 2017 wurde so zu Ansporn und Motivation für SP und Gewerkschaften. Gerade rechtzeitig, die Gesamt-Erneuerungswahlen 2020 stehen ja schon vor der Tür.