VPOD fordert härtere Gangart gegen die Ausbeutung von Menschen in der privaten Care-Arbeit

Von: Martin Wyss

Immer mehr Menschen wollen ihren Lebensabend möglichst lange in den eigenen vier Wänden verbringen. Um dieses Bedürfnis auch bei grösserer Pflegebedürftigkeit zu erfüllen, greifen immer mehr Menschen auf Angebote dubioser Agenturen zurück. Diese vermitteln oftmals aus Osteuropa stammende Care-Arbeiterinnen, die rund um die Uhr für die Pflege und Betreuung im privaten Haushalt sorgen. Ein Bereich, der bis anhin kaum reguliert ist und damit der Ausbeutung Tür und Tor geöffnet werden. SP-Kantonsrat und VPOD-Präsident Urban Sager will nun in einem Vorstoss von der Regierung erfahren, welches Ausmass dieser Missstand im Kanton Luzern annimmt, wie die Situation dieser Menschen aussieht und wie die Regierung gegen die Ausbeutung vorzugehen gedenkt.

Seit Jahren weist die für den Pflegesektor zuständige Gewerkschaft VPOD auf den Missstand hin, dass die Care-Arbeit nicht dem Arbeitsgesetz unterstellt ist. Damit gelten für die Care-Arbeiterinnen nicht einmal die Mindeststandards, die in den übrigen Branchen vollkommen anerkannt sind. Diesem nahezu schutzlosen Zustand sind Schätzungen des Seco zufolge schweizweit zehntausende Betroffene ausgeliefert.

Der VPOD schätzt, dass jährlich 3000 bis 4000 Hauswirtschaftsangestellte in die Schweiz einwandern. Diese Menschen werden von in der Schweiz aktiven Agenturen im Ausland angeworben und an Haushalte vermittelt, die eine Nachfrage nach einer 24-Stunden-Betreuungsperson bekunden. «Gewisse Agenturen stellen den Haushalten diese Dienstleistungen mit bis zu 14‘000.- Franken pro Monat in Rechnung. Gleichzeitig wissen wir, dass manche Care-Arbeiterinnen für Vollzeiteinsätze an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr weniger als 1000.- Franken verdienen», berichtet Martin Wyss, zuständiger Gewerkschaftssekretär des VPOD Luzern. Auch vermutet der VPOD, dass zahlreiche Agenturen über keine entsprechende Bewilligung verfügen und daher vieles im Bereich der Schwarzarbeit läuft. «Bei diesen Dienstleistungen bereichern sich gewisse Agenturbosse auf illegale Weise mit Schwarzarbeit und Dumpinglöhnen. Hier wird die Hoffnung der oftmals verzweifelten Mütter zur schamlosen Ausbeutung benutzt. Die Frauen lassen sich auf die trügerischen Angebote der Agenturen ein und erhoffen sich, dadurch ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen», berichtet Wyss weiter.

Während auf nationaler Ebene eine klare und einheitliche Regelung verschleppt wird, will der SP-Kantonsrat und VPOD-Präsident Urban Sager in einem Vorstoss von der Luzerner Regierung wissen, wie die Situation dieser Care-Arbeiterinnen in Luzern aussieht und mit welcher Strategie die Regierung gegen die unhaltbaren Zustände vorgehen will. «Wir gehen davon aus, dass auch im Kanton Luzern hunderte Care-Arbeitende auf diese Weise ausgebeutet werden. Bevor wir diese unhaltbaren Zustände mit strengeren Regeln unterbinden und illegale Handlungen konsequenter verfolgen können, müssen wir uns zuerst einen Überblick über die Situation im Kanton Luzern verschaffen», sagt Urban Sager. „Die Regierung soll aufzeigen, wie sich die Situation im Kanton Luzern gestaltet und wie sie gegen diese Missstände vorgehen will“, sagt Sager weiter. Inwiefern er weitere Schritte zu einem besseren Schutz von Care-Arbeiterinnen verfolgt, macht er entsprechend von den Antworten der Luzerner Regierung abhängig.

Einen Überblick will sich auch der VPOD Luzern verschaffen. Aus diesem Grund ruft die Gewerkschaft alle in der privaten Care-Arbeit tätigen Menschen sowie Haushalte, in denen Care-Arbeitende beschäftigt sind auf, Kontakt mit dem VPOD aufzunehmen. «Der VPOD bietet nicht nur rechtliche Auskunft und juristischen Schutz gegen Missbrauch und Ausbeutung, sondern auch Hintergrundinformationen für jene Menschen, die zwar in den eigenen vier Wänden betreut und gepflegt werden wollen, sich aber nicht zu Komplizen illegaler Machenschaften machen wollen», informiert Wyss. Der VPOD verfügt mit dem etablierten Kompetenz-Netzwerk respekt@vpod zudem über eine Plattform mit Informationen und Hinweisen zum Thema der privaten Care-Arbeit.

Zu Urban Sagers Vorstoss

Weitere Auskünfte:

Martin Wyss, Geschäftsleiter VPOD Luzern, 077 454 99 46

Urban Sager, Präsident VPOD Luzern, 079 794 81 80